Der schnelle Kaffee – und das Debakel mit den Bechern

Es ist praktisch, geht schnell und schmeckt gut: Auf dem Weg zur Arbeit und in der Mittagspause genießen Berufstätige täglich einen Coffee 2 Go. Der praktische Mitnehm-Kaffee ist in den letzten Jahren zum Symbol unserer Schnelllebigkeit geworden. Leider auch mit erheblichen Umweltfolgen: Denn was inzwischen eigentlich jeder weiß: Der Pappbecher des Coffee 2 Go ist ein Problem. Ein großes Problem.Laut Berechnungen der Umwelthilfe werden pro Jahr in Deutschland 2,8 Milliarden Coffee 2 Go Becher verbraucht. Damit nutzt jeder Deutsche umgerechnet 34 Becher im Jahr. Das Resultat: 40.000 Tonnen Müll, davon pro Jahr allein 9.000 Tonnen Plastikmüll durch die Deckel der Becher. Aufgrund der Plastikbeschichtung der meisten Becher können sie darüber hinaus meistens nicht recycelt werden. Endstation ist also der Restmüll. Auch die Menge an Rohstoffen, die zur Herstellung benötigt werden, lässt alarmieren: Die Rede ist von 29.000 Tonnen Papier pro Jahr, die aus 64.000 Tonnen Holz hergestellt werden. Das sind etwa 43.000 gefällte Bäume. Führt man sich diese Zahlen vor Augen, scheint der Einsatz eines Coffee 2 Go Bechers so unsinnig wie bei kaum einem anderen Wegwerfartikel. Die durchschnittliche Lebenszeit eines 2 Go-Bechers beträgt nämlich gerade einmal 15 Minuten.Ist die Problematik längst erkannt, so ist auch die Lösung oft naheliegend. Müll vermeiden, nachhaltig denken: Der Pappbecher verliert stetig an Beliebtheit. Vor dem Hintergrund der wachsenden „Bring your own mug“ Kultur bieten auch immer mehr Kaffeeketten ihren Kunden an, eigene Coffee 2 Go Becher in den Filialen auffüllen zu lassen. Dauerhaft nutzbare Coffee 2 Go-Becher sind inzwischen beliebte Begleiter zur Uni, ins Büro und für unterwegs. Es gibt sie in allen Farben und Formen, aus Plastik, Holz und Metall, als Fanartikel im Sport, Musik- oder Filmgeschäft. Schlichte Designs für den Business-Look sind ebenso erhältlich wie ausgeflippte Variationen. Selbst als Giveaway reihen sich Coffee 2 Go-Becher neben altbekannten Werbeartikeln wie Kugelschreibern, Feuerzeugen und Baumwolltaschen inzwischen nahtlos ein.Es tut sich also etwas in der Problematik um den kurzen Genuss und die langfristige Umweltbelastung. Doch ist das Problem damit noch lange nicht vom Tisch. Die Zukunft des Coffee 2 Go und seiner Verpackung wird davon abhängen, wie jeder Einzelne mit diesem Problem umgeht. Ein Pappbecher tut sicher nicht weh, nutzt man ihn selten. Doch ist es nötig, jeden Morgen einen neuen Einmal-Becher zu verschwenden? Auf Dauer bleibt die Antwort darauf keine Kaffeesatzleserei, sondern vielmehr der eigene Sachverstand.Von Julian Schraven | Fotos von unsplash.com