Neustarter – Durchstarter: Das System von außerhalb ändern

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Das System von außerhalb verändern und dabei innerhalb des Systems etwas Gutes tun. Für Thomas Müller war dies einer der Hauptgedanken, als er sich dazu entschied Curassist zu entwickeln und zu gründen. Neben finanziellen Stolpersteinen gab es auf seinem Weg zum Neustarter jedoch noch weitere Hindernisse.

Warum er seinen Traum trotzdem wahr gemacht hat und wie das möglich war lest ihr in unserer aktuellen Ausgabe von: Neustarter – Durchstarter!

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Stell dich doch bitte einmal vor

Mein Name ist Thomas Müller ich bin der Gründer und Geschäftsführer von curassist. curassist macht die direkte Vernetzung zwischen Pflegekräften und Patienten möglich. Das Besondere ist, dass wir die Verwaltungsaufgaben und Qualitätssicherung von Pflegekräften übernehmen und somit unsere Pflegekräfte über die Pflegekasse abrechenbar sind. Für den Patienten ist das komplett kostenlos.

 

Was hast du davor gemacht?

Ich habe mit 22 mein erstes Unternehmen gegründet. Als IT-Unternehmen haben wir Großnetzwerke gemacht, meistens für Sicherheitszentren, wie Banken, Flughäfen oder Versicherungen. 2005 bin ich selber krank geworden und fand meinen Beruf in der IT-Welt dann einfach nicht mehr gut. Ich war ehrlich gesagt neidisch auf die Krankenschwestern. Die hatten eine direkte Nähe zum Patienten und somit auch eine direkte Resonanz. Die wollte ich auch haben, also habe ich das Unternehmen abgewickelt und 2005 meine Ausbildung in der Pflege begonnen. Seit 2005 arbeite ich in Kliniken als examinierte Pflegefachkraft.

Wann war der Moment in dem Du Dir gesagt hast, jetzt mach ich mein Ding?

Ich bin ja frohen Mutes aus der Wirtschaft in das Gesundheitssystem gewechselt und war sehr schnell relativ schockiert, dass das System dort ganz anders läuft, als ein normales Wirtschaftssystem. Ich hatte eigentlich immer gedacht, dass man da was ändern kann, bin aber immer auf Widerstand gestoßen, gegen Wände gelaufen, und hatte immer das Gefühl, dass dort kein Raum für Kreativität ist.

Eines Tages war ich Stationsleitung auf der Neurologie und hatte zum ersten Mal den inneren Drang etwas verändern zu wollen: Ich hatte eine junge Patientin, noch vor der Pubertät. Bei Ihr hatte ich das Gefühl, wenn sie zu Hause versorgt wird, durch das wechselnde Personal von einem Pflegedienst, wird das für sie psychisch ein wirkliches Problem werden, wenn sie nicht eine feste Vertrauensperson hat.
Außerdem habe ich gesehen, wie viele Kolleginnen und Kollegen aus der Pflege mit denen ich die Ausbildung gemacht hatte, in dem Zeitraum von fünf, sechs, sieben Jahren aufgrund der Rahmenbedingungen in der Pflege einfach aufgehört hatten. Das war der Auslöser, als ich gedacht habe ich muss etwas außerhalb des Systems entwickeln um etwas an dem Beruf selber, wie auch an der Patientenversorgung zu bewegen. Die Idee war curassist.

Wie hast Du Dich auf diesen Schritt vorbereitet?

Ich habe bei der NUK jede Stunde eines Busniness-Plan Wettbewerbes mitgenommen, um mich in Sachen Geschäftsführung auf den neuesten Stand zu bringen. Man vergisst viel, wenn man sechs oder sieben Jahre nicht als Geschäftsführer unterwegs war und die Zeiten sich ändern. Dann habe ich vor allem noch ein AXA- STARTPLATZ-Stipendium gewonnen. Hier konnte ich die Business-Idee vervollständigen. Um das curassist-System zu kreieren habe ich ein bis zwei Jahre Vorlauf gebraucht. Das wäre aber wesentlich schneller gegangen, wenn ich mehr finanzielle Unterstützung gehabt hätte.

 

Was waren die Stolpersteine?

Es gab und gibt immer noch massenweise Stolpersteine. Die Pflege ist ein politisch sehr relevantes Thema. Das heißt ich muss politisch sehr viel bewegen. Es spielt sich alles in einem absolut regulierten Markt ab, das heißt ich habe nur ganz wenig Spielraum zur Kreativität und muss mit Rechtsanwälten den Spielraum ganz genau abklappern. Das Schwerste ist aber, dass eine Unternehmensgründung aus dem Beruf heraus ist in Deutschland unfassbar schwer ist. Man hat kaum Möglichkeiten irgendwelche Subventionen oder Zuschüsse zu bekommen, sondern das meiste was man bekommt sind irgendwelche Kredite, die man natürlich auch abbezahlen muss. Gerade als Pflegekraft, verdienst man immer sehr wenig Geld, ist es echt hart irgendeine finanzielle Unterstützung zu bekommen um das Unternehmen aufzubauen.

 

Was würdest Du CSR jobs & companies Usern raten, die mit dem Gedanken spielen, ihrem Berufsleben eine völlig andere Richtung zu geben?

Tut es! Auf jeden Fall! Selbst, wenn ihr es nebenberuflich macht: Diese Erfahrung die ihr da sammelt sind mit Geld nicht aufzuwiegen. Das was man beim selber Gründen und beim „Selbermachen“ alles lernt, das bekommt man in keinem Studium beigebracht. Es muss nicht immer der direkte Vollerwerb in einem Multimillionen Euro StartUp sein. Es reicht auch, wenn es einem die Urlaubskasse auffrischt.

Weitere Informationen gibt es auf Curassist.de

Bilder: Thomas Müller

Ihr habt auch einen beruflichen Neustart gewagt oder ein eigenes Business gestartet? Dann schreibt uns. Wir freuen uns! E-Mails bitte an: redaktion@csr-jobs.de

Mehr Informationen zur Serie findet ihr hier.